Antifaschistischer Kommunalwahlkampf in Witten 2025

Nach der vorgezogenen Bundestagswahl mit großen „Brandmauer“-Protesten wirkte es teilweise, dass die zweite Wahl in diesem Jahr bei vielen Menschen als nicht so relevant wahrgenommen wurde, obwohl es für unser Leben vor Ort ganz konkret Einfluss hat. Vorweg kann man sagen, dass die AfD bei der Wahl viele Mandate in Witten und im EN-Kreis erringen konnte, aber in Vergleich zur Bundestagswahl doch eher verloren hat. Und somit rein in den Rückblick.

Der Wahlkampf (oder auch Wahlkrampf) 2025 begann in der Sommerpause und war für viele ein wachrütteln, als es hieß, dass Michael Hasenkamp, unterstützt durch die AfD, als Bürgermeisterkandidat antritt. Für die AfD letztendlich ein Fehler, weil die Menschen, die rechte Parteien wählen, wählen Logo und Farbe und keine Kandidaten, sodass Hasenkamp am Ende nur etwas mehr als 8% holte. Mal davon abgesehen, dass Hasenkamp ein sehr unsympathischer Mensch ist, was wir mit einer ausführlichen Recherche belegen konnten, was dazu führte, dass zumindest im demokratischen Spektrum links der CDU doch sehr weit Abstand genommen wurde. 

Wer keinen Abstand von rechten Akteuren nahm, war der Lokalteil der WAZ, die immer wieder durch Verharmlosung rechter Inhalte auffiel, während demokratische und linke Stimmen entweder keinen Platz fanden oder Gegenprotest diskreditiert wurde. Die Spitze des braunen Haufens war eine Vorstellung von Michael Hasenkamps Tochter Edda, die für die AfD kandierte und vermutlich als rechte Influencerin performen sollte, in der sie, ohne Einordnung und Widerspruch, Lügen verbreiten durfte. Zum Glück gab es dahingehend eine breite Kritik, die vermutlich zumindest das Abdrucken im Print verhindert hat. Schön, dass man immer wieder sehen konnte, dass den Hasenkamps breiter Widerspruch entgegengebracht wurde, in diesem Sinne oink oink, ihr Nazischweinchen.

Grundsätzlich merkte man in diesem Wahlkampf, dass die AfD im Ennepe-Ruhr-Kreis deutlich stärker geworden ist. Sie haben einige neue Akteure, die in vorderster Front stehen, haben viel mehr Plakate gehangen, mehr Infostände durchgeführt und eigene Kanäle auf Tiktok und Instagram aufgebaut (auch wenn die Videos und Inhalte wirklich turbo cringe sind).

In Witten blieben sie trotzdem recht unscheinbar. Lediglich eine Flut an Plakaten in schwindelerregender Höhe könnte den Eindruck erwecken, dass sie hier was reißen würden. Dass dieser Eindruck täuschte, sah man, wenn die AfD in Witten Infostände durchführen wollte. Immer waren in kürzester Zeit im Durchschnitt 30-40 Personen da, die der AfD laut contra  gaben. Daraufhin blieben sie auf ihren Zetteln sitzen, hockten deprimiert und gehässig an ihrem Infostand oder wurden mitunter sehr aggressiv. Gegenprotest wirkt!

Etwas anders sah es leider in anderen Städten im EN-Kreis aus, wo es auch immer wieder Gegenprotest gab (z.B. Herdecke, Gevelsberg oder Schwelm), jedoch bei weitem nicht immer und nicht in so großer Anzahl wie in Witten. Gleichzeitig mobilisierte die AfD in ihren internen aufgebauten Messengergruppen immer zu den Ständen, sodass sich jedes Mal eine unangenehme Stimmung ergab, wenn die rechten Trolle plötzlich auf der Straße waren und das Gefühl entstand, dass die AfD so viel Zuspruch bekommen würde. Für die Zukunft braucht es da mehr Solidarität und Unterstützung untereinander, um gemeinsam Laut gegen die AfD zu sein. Nämlich, und das haben die Proteste auch immer wieder gezeigt, gibt es viele Menschen, die sich für das Haltungzeigen bedanken und froh sind über stabilen Protest gegen die Faschisten.

Denn Haltung zeigen ist das Stichwort, wenn man sich anschaut, dass der AFD Kreisverband Ennepe-Ruhr auf dem Weg ist, die völkische Ideologie der neuen Rechten, Höcke, der Identitären und anderer Faschisten zu übernehmen. Unter der Führung von Alexander Maurer, Oliver Haarmann, Dieter Feldhaus (Nummernschild endet auf 18, ups, was ein Zufall) und Tim Csehan wird gerade die Faschisierung der Partei vorangetrieben. Neben dem Sommerfest mit extrem rechten Kadern in Schwelm, der Unterstützung der AfD Jugend in Gevelsberg und einem klandestinen Treffen mit Götz Kubitschek scheint dieser Prozess schon in vollen Zügen stattzufinden. Sie liefern damit weitere Argmunte für eine Einstufung als gesichert rechtsextrem des Verfassungsschutzes und für ein AfD-Verbot. Das wird sicherlich die Beamten in der Partei wie Jan Eickelmann (Feuerwehrmann) nicht besonders erfreuen. Naja, wer nicht mitzieht, wird nach alter faschistischer Tradition, ausgemerzt, so wie es Matthias Renkel gerade am eigenen Leib erfahren muss, der am letzten Samstag vor der Wahl von seinen Kameraden alleingelassen Flyer in der Wittener Innenstadt verteilt, während der Rest in Gevelsberg und Schwelm war.

Es kann also zusammengefasst werden, die AfD im Ennepe-Ruhr-Kreis ist besser aufgestellt und rechtsextremer als je zuvor und trotzdem war die Wahl nicht so erfolgreich wie erhofft. Das lazum einen daran, dass eine offene, demokratische Gesellschaft halt doch keinen Bock auf Hass, Hetze und Lügen hat und gleichzeitig es einen breiten und gut organisierten Widerspruch von Antifaschist*innen gab und gibt. Denn überall da, wo linke und antifaschistische Kräfte stark sind, um so schwächer waren die AfD Ergebnisse. Man kann also sagen, es lohnt sich, sich zu organisieren, entweder konkret gegen die AfD in Anti-Rechts-Bündnissen wie ENSSQ, Gevelsberg gegen rechts, Herdecke gegen rechts, den Omas gegen Rechts Sprockhövel, dem OAT Witten oder der Kampagne „Jugend gegen Faschismus“ (die eine super kämpferische Demo hatten) oder man setzt für etwas ein, entweder in linken Parteien, Projekten für Demokratie oder sozialen Orten wie dem Trotz Allem oder dem Atelier7.

Erst eine breite Zivilgesellschaft, in der die verschiedenen Akteure sich zusammen tun, kann auch der gemeinsame Feind bekämpft werden und eine antifaschistische, solidarische Alternative aufgebaut werden.

P.S. auch die Partei „die Heimat“ kandidierte für das Ruhrparlament und hing eine Handvoll Plakate in Witten auf und verteilte ein paar Flyer. Der Hauptakteur ist Jens Oberste-Berghaus, der kurz vor der Wahl noch geoutet wurde. Ansonsten waren die Nazis unscheinbar und kriegten daher in diesem Rückblick auch keinen Platz.